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Den Stillstand in der Lebensmittelpolitik beenden

 

"Anpacken statt Aufschieben und nicht auf Zeit spielen", sagte Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) auf dem diesjährigen Verbraucherpolischen Forum im Januar 2018. Damit spricht er die bisherigen Veräumnisse in der Lebensmittelüberwachung und der mangelden Förderung gesunder Ernährung seitens der Regierung an. Er mahnt ein Ende des Stillstands in der Lebensmittelpolitik an. Obwohl bereits von der Bundesregierung in der vorigen Legislaturperiode angekündigt, stünden immer noch wirksame Instrumente aus, um eine gesunde Ernährung und die Prävention von ernährungsbedingten Erkrankungen zu unterstützen, kritisierte Müller.

Handlungsbedarf bestehe in den Bereichen: Lebensmittelüberwachung, Ernährungspolitik und Qualitätsmarkt. Wie der politische Stillstand von den Verbrauchern bewertet wird, zeigt eine aktuelle, repräsentative Befragung, die von der vzbz in Auftrag gegeben wurde. Darin wird der Politik von den Verbrauchern ein mangelhaftes Zeugnis ausgestellt. Denn rund zwei Drittel der Befragten meinen, die Politik kümmert sich zu wenig um die Verbraucherbelange bei Lebensmitteln.

 

Verbraucheraufklärung ernst nehmen

Wie wichtig Verbaucheraufklärung ist, zeigt auch, dass in Deutschland etwa die Hälfte der Männer und mehr als ein Drittel der Frauen zu dick seien. Das sei nicht nur ein individuelles Problem, sagt vzbv-Vorstand Klaus Müller. Hier ist auch die Lebensmittelindustrie gefordert. Als positives Beispiel nennt er in diesem Zusammenhang Großbritannien, wo in den letzten Jahren der Anteil an Salz, Zucker und Fett in den Lebensmittel erheblich reduziert und so auch ein niedriges Krankheitsrisiko erzielt wurde. Müller lehnt jedoch ein Schwarz-Weißdenken in der Diskussion um saubere Lebensmittel ab. Es gibt nicht nur Bio und herkömmliche Lebensmittel, sondern noch viel mehr". Doch sagten über 40 Prozent der Befragten, dass sie sich Sorgen über die Qualität der Lebensmittel machen. Über 60 Prozent der befragten Verbaucher meinen, dass es auf dem Lebensmittelmarkt zu viele Schwarze Schafe gibt. Über 80 Prozent gaben an, dass gesunde Ernährung Pflichtbestandteil im Schulunterricht sein soll.

 

Erhebliche Informationsdefizite

Defizite sehen die meisten Verbraucher auch in Sachen Information und Krisenkommunikation. "Bund und Länden gelingt es im Falle von Lebensmittelwarnungen nicht, Verbraucher schnell, einheitlich und verständlich über mögliche Gefahren zu informieren", kritisiert die Verbraucherzentrale. So gaben in der Umfrage rund zwei Drittel der Verbraucher an, das staatliche Warnportal (www.lebensmittelwarnung.de) überhaupt nicht zu kennen. Hier gibt es erheblichen Kommunikationsbedarf seitens der Bundesregierung, dieses wichtige Informationsportal weiter bekannt zu machen. Wichtig ist dieses Portal schon allein deswegen, weil es den Verbrauchern die Möglichkeit gibt, Warnungen einzustufen – wenn beispielsweise Produkte zurückgerufen oder gar als lebensbedrohlich eingestuft werden. Bessere Noten hingegen erhalten Verbraucherinitiativen. Denn Dreiviertel der Befragten halten Verbraucherschutzorganisationen und die Stiftung Warentest für sehr vertrauenswürdig. Verbraucherpolitisch gesehen sei mehr Lebensmittelkontrolle notwendig, um die Verbraucher gegen gesundheitliche Gefahren zu schützen, fordert Reinhold Jost, Saarländischer Minister für Umwelt- und Verbraucherschutz. Zur besseren Kontrolle und um schneller reagieren zu können, seien endlich einheitliche Verwaltungsstrukturen in den Bundesländern notwendig.

 

Kritische Berichte über oft qualvolle Massentierhaltung haben die Verbraucher sensibilisiert. So legen immerhin fast 8o Prozent der Befragten Wert darauf, dass Lebensmittel aus tierfreundlicher Haltung stammen. Es gibt also in Sachen Lebensmittelüberwachung, Verbraucherschutz und Aufklärung noch viel zu tun.

 

Volker Voss