Agrarbericht_1Der Kritische Agrarbericht 2018

Schwerpunkt: Globalisierung gestalten

 

Nicht nur Schlemmen und durch die Messehallen Schlendern war auf der diesjährigen GRÜNEN WOCHE 2018, der internationalen Ausstellung für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau, angesagt. Es gab auch kritische Töne zum Thema Agrarpolitik und Ernährung. So präsentierte das AgrarBündnis – ein Dachverband von 25 Organisationen aus Landwirtschaft, Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz sowie Entwicklungsarbeit - den Kritischen Agrarbericht 2018. Schwerpunkt der diesjährigen, 336-Seiten umfassenden Ausgabe: Globalisierung gestalten. In elf Kapitel ist es nach folgenden Themenbereichen untergliedert: Agrarpolitik und soziale Lage, Welthandel und Ernährung, Ökologischer Landbau, Produktion und Markt, Regionalentwicklung, Natur und Umwelt, Wald, Tierschutz und Tierhaltung, Gentechnik, Agrarkultur, Verbraucher und Ernährungskultur. Das gesamte Spektrum der aktuellen Agrarpolitik wird kritisch hinterfragt und liefert dem Leser wichige Informationen zum Thema sowie gute Argumentationshilfen für den notwendigen Umbau der Agrarwirtschaft sowie zum Umwelt- und Tierschutz. Es werden Lösungmöglichkeiten aufgezeigt, eine umweltschonendere und fairere Agrarpolitik zu realisieren.

 

Soziale Aspekte einbeziehen

Handel sei gut und wichtig, wenn er zu einer besseren Versorgung mit Lebensmittel beitrage, aber um Ernährungssicherheit gehe es auf den Agrarmärkten immer weniger, monierte AgrarBündnis Geschäftsführer Frieder Thomas, bei der Vorstellung des diesjährigen Kritischen Agrarberichts. "In der Agrarpolitik gehe es nicht in erster Linie um die Versorgung aller Menschen, sondern um internationalen Konkurrenzkampf und darum, Märkte zu erobern". Wichtig sei es daher, Waren und Wissen auszutauschen, die sozialen Aspekte mit einzubeziehen und so die Versorgung aller sicher zu stellen, betont Thomas.

 

Fast 50.000 Pestizidwirkstoffe pro Jahr

Wie wichtig der Umbau des Ackerbaus ist, zeigt BUND-Vorsitzender Hubert Weiger auf: "Allein in Deutschland werden Jahr für Jahr fast 50.000 Tonnen Pestizidwirkstoffe in der Landwirtschaft eingesetzt und landen dann in Böden und Gewässern." Seit 2006 gebe es sogar einen steigenden Pestizideinsatz. Um den Rückgang der dadurch verursachten Artenvielfalt zu stoppen, müsse von der Regierung endlich ein ambitioniertes Programm zur Reduzierung des Pestzideinsatzes erstellt werden. Denn Pflanzenschutzmittel seien Gifte, die das Leben beeinträchtigen. Dabei sollten auch die Folgekosten nicht außer Acht gelassen werden. Es gebe kaum noch Bienen und Hummeln an Obstbäumen. Jedoch gibt es Alternativen zum Pestizideinsatz. Schließlich bedarf es einer "unabhängigen Forschung anstelle des Dunstes der Geheimhaltung und gekauften Wisenschaft", fordert Frieder Thomas.

 

Unzureichende Förderprogramme

Demeter-Junglandwirt Clemens Gabriel verweist darauf, dass "insbesondere ökologische Höfe seit vielen Jahrzehnten zukunftsweisende Entwicklungsimpulse in der Pflanzenzüchtung, der Tierhaltung, der Bodenentwicklung sowie in solidarischen Wirtschafts- und Lebensformen setzen".

Um die innovative und nachhaltige Weiterentwicklung des Ökolandbaus nicht zu gefärden, braucht es für die zukünftige Generation von Landwirten neue Formen der Aus- und Weiterbildung. Die Generationsübergabe der Höfe sei nicht mehr gesichert. Seit etwa 20 Jahren übernehmen immer weniger junge Menschen noch die Höfe der Eltern. Förderprogramme seien zu kurz gedacht. Ökolandbau werde nicht einmal an den Berufsschulen gelehrt. Hingegen erhalten Großbetriebe hohe Fördergelder. Die bisherige pauschale Förderung der EU je Hektar Fläche berücksichtigt nicht, was die einzelnen Betriebe auf ihrer Fläche und ihren Ställen konkret leisten. Oftmals werden mit Subventionen lediglich kaputte Märkte gefördert. Als Beispiel nennt Gabriel den Milchmarkt mit einen preisdrückenden Überschuss von 400.000 Tonnen Magermilchpulver.

Fachbeiträge im Kritischen Agrarbericht untersuchen beispielsweise den Prozess und Stand der Gobalisierung im Agar- und Ernährungssystem, bewerten die Fusion von Bayer und Monsanto aus kartellrechtlicher Sicht. Analysiert werden zudem das Wachstumsdilemma der Biobranche, die Region als Wertschöpfungsraum, Antibiotikaressistenzen und ihre Ursachen, das Lebensmittelhandwerk im Kampf gegen die Windmühlen von Bürokratie und Reglementierung. Thematisiert werden auch der Waldnaturschutz, Gentechnik im Saatgut, Glyphosat, die europäische Milchpreiskrise und viele weitere aktuelle Themen und Trends im Agrarsektor und Tierschutz. Volker Voss

 

AgrarBündnis e.V. (Hrsg.)

Der Kritische Agrarbericht 2018:

Schwerpunkt: Globalisierung gestalten

ABL Bauernblatt Verlags-GmbH

Hamm, Januar 2018

336 Seiten, broschiert, 24 Euro

ISBN 978-3-930413-63-8

Weitere Infos unter: www.agrarbuendnis.de