In Mittel- und Osteuropa wurden dann Roggen und Hafer als ursprüngliche Ungräser in Weizen und Gerste mitkultiviert was über kurz oder lang zu diesen Getreidearten führte.

Nikolai Iwanowitsch Wawilow, von Lenin zum Direktor der Akademie der Agrarwissenschaften berufen, unter Stalin im Gefängnis verhungert, erforschte die Herkunft der Kulturpflanzen unter der Prämisse: Da wo die genetische Vielfalt der Kulturpflanzensorten einer Art am Größten ist, da ist auch ihr Ursprungsgebiet.

Vor 7000-8000 Jahren domestizierten in Mittelamerika die Menschen dem Mais , die Gartenbohne und den Kürbis sowie den Truthahn, während im Andenhochland die Kartoffel angebaut wurde und das Guanako in den Hausstand kam.

Schon vor 9000 Jahren wurden auf Neuguinea , das Zuckerrohr und die Banane domestiziert.

Das Getreide Afrikas ist der Sorghum, neben anderen „Hirsen“. Leider ist Afrika auch auf dem Gebiet der Kulturpflanzen, ob der Arroganz des „weißen Mannes“, recht wenig erforscht.

Der Esel wurde vor ca. 6000 – 7000 Jahren in Nord- oder Ostafrika domestiziert und ist auch heute noch ein klassisches afrikanisches Haustier.

Das Pferd wurde vor ca. 5500 Jahren domestiziert (Botai – Kultur, Kasachstan). Das Pferd hatte als Arbeitstier und in der Kriegsführung dann sehr große Bedeutung (bis vor 60-70 Jahren).

Kultureller Austausch und weniger kriegerische Übernahme, führte in der alten Welt zum Austausch der Kulturpflanzen und der Haustiere.

Landwirtschaft sicherte gegenüber dem Wildbeutertum zwar eine kontinuierlichere Ernährungsgrundlage, führte aber zu einer einseitigeren - wenn nicht teilweise - Mangelernährung.

Überall, die Landwirtschaft einzog, veränderten die Menschen ihre Umwelt. Vermeintlich um bessere Bedingungen für ihre Nutzpflanzen und Nutztiere zu schaffen, aber in der Folge führte dies auch zu Nährstoffverlust, Humusverlust, Erosion und sonstige Degradation der Böden.

(Euphrat und Tigris mündeten vor 3000 >Jahren noch getrennt und ca. 200 km stromaufwärts im Meer – ein Werk der Erosion.)

Tacitus schrieb: „Fast ganz Germanien (er meinte, das Gebiet zwischen Rhein und Weichsel und zwischen Donau und Nord/Ostsee) ist von schaurigen Wälder und Sümpfen bedeckt.

Und nun ist die BRD gerade mal zu einem Drittel mit Forst bedeckt.

Auch heute noch hat Waldboden dreimal mehr Humus als Ackerboden, Wiesen und Weiden liegen irgendwo dazwischen.

Aber seien wir bitte nicht so arrogant, die Menschen in anderen Regionen zu belehren, daß sie ihre Wälder nicht roden dürfen, um Acker - und Weideland anzulegen.

 

Überleitung:

Wurde die ganze Zeit eine relative Regionalwirtschaft betrieben und die Pflanzennährstoffe blieben ungefähr da, wo sie dem Boden entnommen wurden, so änderte sich das mit dem Aufkommen der kapitalistischen Wirtschaftsweise dramatisch.

Die Nahrungsmittel, aber auch industrielle Rohstoffe wie Wolle, Faserpflanzen, Holz etc., wurden vom Land in die industrialisierten Städte transportiert, wo sie ge- und verbraucht wurden. Die darin enthaltenen Pflanzennährstoffe verschwanden dann als Fäkalien in den Flüssen (wo sie von Fischsterben bis Cholera allerhand Schaden anrichteten). (Karl Marx: Der metabolische Bruch)

Liebig und Schönbein erforschten den Nährstofffluss und empfahlen Maßnahmen zu Abhilfe. Ein Run auf Pflanzennährstoffe entstand: Die Engländer plünderten die Schlachtfelder von Jena, Leipzig, Waterloo, um an Phosphor und Stickstoff zu gelangen. Sie importierten die Knochen von Pferd und Kavallerist. Ebenso wurden die Knochen der nordamerikanischen Bisons verwertet und der Guano an der südamerikanischen Küste.

Bis zur industriellen Ammoniaksynthese (1913 technisch machbar) gab es kaum eine Quelle für Stickstoff, wenn auch der Anbau von Leguminosen, die Luftstickstoff verwerten können, forciert wurde.

 

Heutzutage

Mit der chemischen Stickstoffverwertung, dem Kalibergbau, und dem kolonialen Abbau von Mineralphosphat begann die industrialisierte Landwirtschaft. Dampfpflüge und erste Trecker gab es zwar schon Ende des 19ten Jahrhunderts, aber die blieben bis zum Ende des 2. Weltkriegs marginal.

Die Produktion für den Eigenbedarf trat immer mehr zurück und die Produktion für „die Märkte“ nahm zu. Es kam zu Spezialisierungen im nationalen und Internationale Maßstab (Globalisierung).

Dies ging einher mit immer mehr Monokultur, Ausbreitung von Krankheiten und Dank der Giftgase, die der Herr Schrader im 2. Weltkrieg entwickelt hatte (VG, Phosphorsäureester) hatte man ja auch ein Mittelchen gegen Insekten. Die verheerenden Wirkungen dieser Mittel auf die Natur wurden schon in den 1950er Jahren bekannt (Rachel Carson, Der stumme Frühling).

Während heute die industrialisierte Landwirtschaft ca. 50% des Ackerbodens bewirtschaftet, produziert sie lediglich 25% der Nahrungsmittel. Die Behauptungen der Agrarlobby samt angeschlossener Chemieindustrie, das ihre (kapitalistische) Wirtschaftsweise zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung notwendig sei, ist eine glatte Lüge, denn 75% der Nahrungsmittel werden in kleinbäuerlicher Wirtschaften produziert.

 

Boden:

30% des landwirtschaftlichen Bodens ist als Acker nutzbar, während 70% absolutes Weideland sind.

Der Traum von Vegetariern und Veganern, die Weltbevölkerung so zu ernähren, geht also auch nicht auf.

Die Steppen Eurasiens, die Tundragebiete, die Sahara/Sahel, weite Teile des südlichen Afrika, Gebirgsregionen etc. sind nur mit Viehwirtschaft für die menschliche Ernährung nutzbar.

Wer anderes plant oder gar tut, kann sich die verödeten Steppen Usbekistans ansehen, wo für den Ackerbau die Flüsse Syr Darja und Amu Darja zu Bewässerung genutzt werden und der Aralsee vertrocknet.

In Kalifornien musste ¼ der bewässerten Gemüseanbauflächen wegen Wassermangels schon aufgegeben werden. Der einst mächtige Colorado River kommt nur als Rinnsal bei Mexicali über die Grenze.

 

Verfügbare Nahrungsmittel

Zahlen der FAO für 2017 Verfügbarkeit umgerechnet pro Mensch und Jahr

Sorte Menge Energiegehalt/kg

Körnermais 150 kg 3000 kcal/kg

Weizen 100 kg 3000 kcal/kg

Reis 100 kg 3000 kcal/kg

andere Getreide 40 kg 3000 kcal/kg

Soja 50 kg 3000 kcal/kg

andere Leguminosen 20 kg 3000 kcal/kg

Kartoffeln 50 kg 800 kcal/kg

Maniok 50 kg 800 kcal/kg

Fleisch 40 kg 2400 kcal/kg

Im Überschlag stehen also pro Mensch und Tag 4000 kcal zu Verfügung; das ist fast das Doppelte des Energiebedarf eines Menschen (2000 – 3000 kcal/Tag).

Diese Übersicht berücksichtigt nicht die Ernte an Obst, Gemüse und Ölsaaten.

Die FAO publiziert nur die Daten für Nahrungsmittel, die auf Märkten gehandelt werden. Der Eigenkonsum der Erzeuger wird nicht berücksichtigt.

Problem:

Große Mengen der hier genannten Nahrungsmittel werden als Futtermittel verwendet; speziell von Soja dienen nur ca. 5% als Nahrungsmittel.

Getreide und Ölsaaten werden auch zur Herstellung von Treibstoffen als Ersatz für Benzin und Diesel verwendet (Ethanol und Fettsäuremethylester – sogenannte Biokraftstoffe)

Es werden im weltweiten Norden riesige Agrarflächen verwendet, um Substrat für die Vergärung zu „Biogas“ zu erhalten. Das mag sich ökonomisch rechnen – ökologisch ist das wenig sinnvoll. (Fred Magdoff, The Political Economy and Ecology of Biofuels - Monthly Review, Juli 2008)

 

Aktuelle Probleme in Deutschland und anderswo

War vor mehr als 100 Jahren der Mangel der Böden an Pflanzennährstoffen das größte Problem bei der Nahrungsmittelproduktion in unseren Breiten, so ist heute der Überschuss an diesen Nährstoffen das Problem.

Beispiel: Ist auf einem Acker von 1 ha Größe ein Kornertrag von 4 Tonnen Weizen erzielbar (plus 4 Tonnen Stroh), so entzieht die Ernte dem Boden ca. 100 kg Stickstoff (N), der zugeführt werden muss. Meist wird aber, speziell auf Empfehlung der Agroindustrie, weit mehr (150 kg) N verwendet. Dies führt zwar zu einer leichten Steigerung der Erträge (wenn genug der anderen Pflanzennährstoffe und Wasser vorhanden sind) aber der Überschuss an N wird mit dem Oberflächenwasser abgeschwemmt oder gelangt ins Grundwasser.

Probleme mit Nährstoffüberschuss (Algenblüte) gibt es in Binnenseen, in der Ostsee, im Chinesischen Meer, im Golf von Kalifornien, Adria, Mississippi Delta …..

Ein anders Problem mit Pflanzennährstoff Überschuss ist Gülle. Deutschland importiert ca. 5 Mio. Tonnen Soja und eben soviel Körnermais zum Einsatz bei der industriellen Geflügel- und Schweineproduktion. Diese Betrieb haben (meist) zu wenig Ackerfläche auf denen die Gülle sinnvoll zur Pflanzenproduktion verwendet werden kann → überschüssige Nährstoffe landen in Grund- und Oberflächenwasser.

In den Niederlanden wurde vor Jahren die Tierhaltung an die verfügbare Fläche gebunden und nun verzeichnen wir einen Zustrom niederländischer „Investoren“ nach Brandenburg, andere Ostländer, Polen, Rumänien etc.

>35% des in Deutschland produzierten Schweine- und Geflügelfleisches geht in den Export.

Die Produktionsbedingungen lassen sich kurz so beschreiben: Tiere werden auf engstem Raum gehalten und (osteuropäische) Arbeiter werden mit Dumpinglöhnen abgespeist.

70% der Milchkühe werden ausschließlich im Stall gehalten. Die Futtergewinnung verbraucht Kraftstoff.

Wer einmal in einem alten Kuhfladen herumgestochert hat, weiß, daß dies ein reiches Biotop für allerlei Insekten ist. Die Nährstoffe bleiben vor Ort.

 

Biolandwirtschaft als Alternative ?

Diese Art der Landwirtschaft verwendet Mist/Kompost als Dünger und versucht einen Nährstoffkreislauf aufrecht zu erhalten.

Pflanzenwachstum beginnt im Frühjahr bei ca. 5°C Bodentemperatur (!) und ebenfalls bei 5°C Bodentemperatur beginnen Mikroben die Pflanzennährstoffe aus dem Kompost freizusetzen; als zwei synchron laufende Prozesse.

Dazu dürfen Tier- und Pflanzenproduktion allerdings nicht getrennt sein !

Nun haben wie allerdings den „Bio Boom“; industrialisierte Betriebe der Pflanzenproduktion halten sich an die Bio-Richtlinien und produzieren Marktfrüchte. Um den Boden nicht auszulaugen, verwenden sie (Bio)Rhizinusschrot (aus Afrika) oder (Bio)Zuckerrübenmelasse: die Böden werden also nur woanders ausgelaugt.

Während pflanzliche Bioprodukte fast 10% der Menge an „Bio“ ausmachen, so sind es bei Fleisch nur ca. 1,5%. Lediglich bei Eiern kommt man in den Bereich von 15-20%.

Wir sind also ganz weit weg von dem Bioidyll der 1980er Jahre, mit dem aber immer noch geworben wird.

Das Insektensterben ist bedingt durch die Verarmung der Landschaft, Pestizideinsatz, und Lichtsmog. Die Forschung steht quasi am Anfang.