Die Geschichte der ökologischen Mais Chips in Polen

 

Die Idee kam während des Sommerurlaubs

 

Auch in den Ländern Ost- und Mitteuropas gab es bereits in den frühen 1980er Jahren naturbelassene, ökologische Produkte - auch wenn es seinerzeit nicht immer ganz einfach war, an die zur Produktion wichtigen Grundstoffe heranzukommen. In Ungarn gab es vor der Wende bereits erste Bio-Läden und ein Öko-Restaurant am Klauzál tér in Budapest. Viele Unternehmen haben allerdings nicht mal das erste Jahr nach der Gründung überstanden, weil es in den Ländern jenseits des Eisernen Vorhangs wenig Nachfrage nach nachhaltigen, naturbelassenen, ökologischen Produkten gab.

Die 1982 in Polen gegründete Firma BORAMEX im polnischen Spalice in der Nähe von Wroclaw startete bereits 1982 mit dem wohl ersten ökologischen Produkt in Polen und hat allen Krisen und Systemumbrüchen bis heute getrotzt. Die Idee dazu kam während einer Urlaubsreise. Das Ehepaar Toni und Malgorzata Borowik (Gründer und Inhaber des Unternehmens) verbrachten 1982 ihren Sommerurlaub in Ungarn. Dort kauften sie sich im Laden ein paar Tüten Mais Chips. "Sie haben uns prima geschmeckt. So was haben wir noch nie im Leben gegessen", erinnert sich das Ehepaar Borowik. Schließlich wurde aus dem Verzehr der ungarischen Mais Chips eine Geschäftsidee nach polnischer Art. Sie beschlossen, solche Produkte auch in ihrer Heimat zu produzieren. Es war seinerzeit gewiss eine etwas merkwürdige Idee, Mais Chips zu produzieren, gab es damals in Polen zwar Essig und Salz, aber keinen Mais, erzählen sie rückblickend.

 

Produktionsmaschine selbst gebaut

 

Nach der Reise nahmen sie Kontakt zu dem ungarischen Produzenten auf. "Die ungarische Firma war jedoch nicht bereit, uns zeigen, wie man diese Mais Chips oder die zur Produktion notwendigen Maschinen herstellt", so Toni Borowik. "Dann habe ich eine zur Maisproduktion geeignete Maschine zusammen mit meinem Bruder selbst gebaut."

"Irgendwie haben wir Maismehl gefunden", erzählt Toni Borowik. Das war nicht einfach. In der damaligen Volksrepublik Polen war Mais in der Bevölkerung kaum bekannt. Doch konnten wir anfangen, unsere eigene Ware zu produzieren und anschließend zu vermarkten. Vor dem kleinen Betrieb haben dann tagelang mehrere große LKW gewartet., um uns das frisch produzierte Warenasortiment sofort abzukaufen. "Das waren Zeiten!", schwärmt Toni Borowick.

 

Ökologisch und glutenfrei

 

"Unsere Produkte sind 100 Prozent ökologisch, glutenfrei und rufen keine Allergien hervor, sind also gut für besonders empfindliche Menschen geeignet. Alle können unsere Waren ohne Bedenken essen – nur eben diejenigen nicht, die sowieso keinen Mais mögen", preist er seine Produkte mit spaßigem Unterton an. Die Folien, die übrig bleiben werden von unseren Lieferanten abgeholt, um sie wieder zu verwerten. Der Müll umfasst lediglich etwa zwei Prozent. Schließlich legt Toni Borowick auch die entsprechenden Zertifiakte von deutschen und polnischen Prüf- und Zertifizierungsstellen wie der DEKRA, IFS Food und einer polnischen Gesellschaft für glutenfreie Ernährung vor.

Zurzeit helfen auch die zwei Söhne aus, somit geht das Familienunternehmen langsam in die Hände der zweiten Generation über. Das Sortiment besteht aus insgesamt 15 verschiedenen Produkten. Der allgemeine Trend der Rationallisierung im Produktionsbereich hat sich auch bei BORAMEX durchgesetzt. Mittlerweile ist fast die ganze Produktion auf Maschinen umgestellt.

Über die geschäflichen Aktivitäten in Deutschland berichtet Geschäftsführer Borowick: "Seit 15 Jahren besuchen wir regelmäßig die Agrar- und Lebensmittelmesse Grüne Woche in Berlin, es gefällt uns hier sehr." Den Stand auf der Grünen Woche zahlt das Marschalamt in Wroclaw. Die polnischen Aussteller aus der Region Niederschlesien tragen nur die eigenen Kosten wie Unterkunft, Übernachtung und Transport, haben auch viele Abnehmer hier. In diesem Jahr sind die Borowicks mit Mais-Produkten in einem Umfang von etwa 200 Kilo angereist und haben, wie auch in den Vorjahren, alles verkauft. Zu kaufen sind die Mais-Produkte unter anderem in vielen hiesigen polnischen Geschäften. Nach Deutschland haben sie nun Tschechien und Ungarn als Absatzmärkte im Visier.

 

Volker Voss