Agrarwirtschaft in Finnland

Wo die Sonne nicht untergeht


Der Anteil an Bio-Produkten liegt in dem nördlichsten Ackerland der Welt lediglich bei 2,3 Prozent. Doch die Voraussetzungen für eine weitere Ausweitung sind gut, denn es ist das grünste Land in der Welt. 75 Prozent der Fläche des Landes bestehen aus Wald. Gerade was die Wälder anbetrifft: Aufgrund des finnischen “Jedermannsrecht” sind sie für alle Menschen, egal ob Einheimische oder Touristen, frei zugänglich zum Wandern oder zum Sammeln von Beeren und Pilzen. Und da die finnische Natur unter anderem voll mit Blaubeeren, Moltebeeren, Sanddornbeeren und vielen Sorten von Pilzen ist, wird sie von den Einheimischen als “Superfood-Paradies” oder auch als “Apotheke für Arme” bezeichnet.

Gemeint ist Finnland mit seinen 5,3 Millionen Einwohnern und knapp zweieinhalb Millionen Hektar Ackerfläche. Davon entfallen auf den Ökolandbau etwas über 290 Tausend Hektar – mit steigender Tendenz, wie das finnische Ökonetzwerk auf der diesjährigen Grünen Woche mitteilte. Denn allein im Jahr 2018 schlossen sich 489 neue Höfe der Ökokontrollstelle der finnischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Evira) an. Bis 2025 wird mit einem Anwachsen der Bio-Landwirtschaft um jeweils 100 ökologisch ausgerichtete Höfe pro Jahr gerechnet, so Jaana Elo, Präsidentin des finnischen Ökonetzwerkes.

Es gibt dort keine Bio-Läden, wie wir sie in Deutschland kennen. Das wird sich in den kommenden Jahren sicherlich ändern, wenn auch der Anteil an heimischen Bioprodukten steigt. Allerdings sind in finnischen Läden auch viele Ökoprodukte aus dem Ausland erhältlich. Doch liegen darüber keine Zahlen vor. Bio-Produkte sind eher in den Supermärkten erhältlich.

Nachhaltigkeit groß geschrieben

Doch ist das tägliche Leben in Finnland nachhaltiger “organisiert” als bei uns. So gibt es in Finnland keinen Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Für den Verzicht auf den Einsatz chemischer Mittel bieten die klimatischen Bedingungen beste Voraussetzumg. Im Winter sorgt die antarktische Kälte dafür, dass in der Landwirtschaft gegen Schädlinge auf jeglichen Einsatz von Pestiziden verzichtet werden kann. Der kalte Winter reinigt den Boden und reduziert das Auftreten von Pflanzenkrakheiten und Schädlingen. Und dann sind dort die langen und hellen Sommertage, an denen es auch nachts kaum dunkel wird. Sie beschleunigen die Entwicklung der Pflanzen, so Mats Nylund, Vorsitzender der Organisation landwirtschaftlicher Erzeuger.

Auch sind die Finnen nicht so wachstumsbesessen wie andere Länder. “Wir haben nicht die Absicht, unseren Konsum zu steigern”, überrascht Kari Herlevi, Projekt Direktor im Bereich Kreislaufwirtschaft bei Sitra, dem finnischen Inovationsfond, das hiesige Publikum.

Insbesondere rühmen sich die Finnen für die kurzen Transportwege innerhalb der Lebensmittelkette. Dadurch lässt sich die überwiegende Mehrheit finnischer Ausgangsstoffe bis zum Bauernhof zurückverfolgen. “Das schafft Vertrauen zwischen landwirtschaftlichen Erzeugern und Konsumenten”, garantiert Mats Nylund.

Volker Voss