Zivilisation in Stahlbeton

Die Sandknappheit ist vor allem auf den Bausektor zurückzuführen. Die boomende Bauindustrie verschlingt Unmengen an Sand für die Herstellung von Beton. Beton besteht neben Wasser und Zement zu 2/3 aus Sand. Widerstandsfähiger Stahlbeton etablierte sich im letzten Jahrhundert als Baustandard – auf Kosten anderer Bautechniken und der Umwelt. Ein durchschnittliches Familienhaus benötigt 200 Tonnen Sand, ein Krankenhaus 3.000. In den letzten 30 Jahren ist die Nachfrage nach Sand um 360% gestiegen und wird in Zukunft – angetrieben vom Bevölkerungswachstum und Verstädterung – weiterhin steigen.

 

Wüstensand: Ironie des Schicksals

Die unendlich wirkenden Wüsten geben den Anschein, dass Sand so bald nicht knapp werden würde. Geologen unterscheiden Sand – unter anderem – nach Korngröße. Festkörper mit einem Durchmesser zwischen 0,065 und 2 Millimeter werden als Sand bezeichnet. Bauherren interessieren sich jedoch nur für die Struktur der Körner: Sind sie rund wie Wüstensandkörner kann der Zement nicht mit ihnen haften. Nur der kantige Meeressand ist für die Bauindustrie geeignet. Somit fokussiert sich der Abbau auf Flüsse, Seen und Meere. Bei letzterem sowohl auf Strände als auch den Meeresboden.

 

Sandrausch: Das Gold der Neuzeit 

Städte am Tor zur Wüste, wie zum Beispiel Dubai, sehen sich gezwungen, Sand aus dem Ausland zu importieren und ihre Bauprojekte zu realisieren.

Dubai

 

Und auch Singapur geht der Sand aus. Der Inselstaat braucht Sand, um Wohnraum für seine wachsende Bevölkerung zu schaffen. Ein Fünftel des Landes wurde bereits künstlich hinzugefügt. Der meiste Sand kommt aus dem Ausland. Dass Sand so wertvoll ist, hat auch der Schwarzmarkt erkannt. Eine sogenannte Sandmafia klaut überall auf der Erde Sand von Stränden und Meeresboden und versorgt die Bauherren weltweit damit. So auch in Singapur. Hier kommt der Sand teils illegal aus Nachbarländern wie Kambodscha.

Neben gesellschaftlichen Konsequenzen, hat der Sandabbau zudem drastische Auswirkungen auf die Umwelt: Landverlust, Verschmutzung des Grundwassers und gefährdete Tierarten. Aufmerksamkeit für die Sandknappheit muss geschaffen und an Alternativen geforscht werden!